Ich hatte keine Zeit mehr zu frühstücken und in der Eile vergessen, eine Wasserflasche einzustecken. Mein Mann wurde gerade mit dem Notarztwagen ins Krankenhaus eingeliefert. Diesmal nach der Voruntersuchung in unserem Wohnzimmer zu urteilen, wohl „nur“ ein Nierenstein. Vor fast genau zwei Jahren war es schlimmer: Da hatte mein Mann einen massiven Herzinfarkt erlitten mit mindestens zweimaligen Herzversagen.
„Sie können ihren Mann sehen, wenn er aus der Notaufnahme in sein Krankenhauszimmer verlegt wurde“, hatten mir die netten Sanitäter gesagt. In dem kleinen Park vor dem Krankenhaus realisierte ich, dass ich Hunger hatte und dass es sehr heiß war. „Du hättest wenigstens Wasser mitbringen können“, sagte ich mir. Also gut, ich lief zu einem Supermarkt in der Nähe. Als ich mit meiner Wasserflasche wieder aus dem Supermarkt kam, waren meine Gedanken bei meinem Mann: „Wie geht es ihm gerade? Ist er schon auf der Station?“
Die Frau, die sich aus dem Nichts zu mir umdrehte, nahm ich erst wahr, als sie mich quasi frontal ansprach. Sie selbst war gerade dabei, Wasserkästen in ihr Auto zu laden. „Es trinkt sich leichter, als dass es sich einlädt“, lautete ihr Kommentar darauf, dass ich aus meiner eben erworbenen Flasche trank. Ich blieb stehen und antwortete freundlich: „Es ist ja auch ganz schön, wenn man Kästen einladen kann. Ich muss jetzt ins Krankenhaus, mein Mann ist gerade in die Notaufnahme gekommen“. Das Gespräch war im Gang. Und sofort öffnete sie mir ihr Herz. Mitten auf dem Parkplatz. Ihr Mann sei seit über 20 Jahre infolge eines Autounfalls schwer behindert, gelähmt und bettlägerig. Die Pflege wird mehr und mehr zur Last für sie. Sie war verzweifelt. Mein eigenes Leid schien plötzlich nicht mehr so groß zu sein.
„Ein klein wenig kann ich Sie verstehen“, sagte ich: „Diesmal ist es wahrscheinlich „nur“ ein Nierenstein bei meinem Mann. Vor 2 Jahren schwebte er wegen eines Herzinfarkts in Lebensgefahr. Und die anschließende Pflege und Sorge um sein Wohlergehen brachten mich auch immer wieder an meine Grenzen. Wenn ich in dieser Zeit meinen Jesus nicht gehabt hätte, hätte ich das nicht geschafft.“ Wir hatten ein schönes und persönliches Gespräch auf Augenhöhe. Sie erzählte mir von erlebten Verletzungen in Sachen Kirche. Dass man eine Beziehung zu einem liebevollen Gott haben kann, dass ewiges Leben auf die Kinder Gottes wartet, wenn wir diese Erde verlassen – das alles war ein fremdes Konzept für sie. Ihre Vorstellung vom Leben nach dem Tod war, dass wir alle im Weltall schweben.
In diesem Moment hätte ich so gerne etwas zu lesen in der Handtasche gehabt. Etwas, das nach unserem Gespräch noch segensreich nachwirkt. Etwas, das sie liebevoll auf den Jesus hinweist, der mein Leben lebenswert macht. Der Jesus, der mich liebt und den ich liebe. In dem Fall musste ich es mit Worten und anschließenden Gebeten für sie belassen. Doch mein Entschluss war gefasst: Das nächste Mal bin ich ausgerüstet, falls wieder jemand aus dem Nichts nach der Hoffnung fragt, die ich in mir trage. Wenige Tage zuvor hatten wir mit Freunden über einen Bibelvers aus Römer 8,19 nachgedacht: „Die Schöpfung sehnt sich danach, dass die Töchter und Söhne Gottes sichtbar werden.“ Hier geht es um den Moment, in dem du „sichtbar“ bist, ohne, dass du ein frommes T-Shirt trägst (nichts gegen fromme T-Shirts) oder deine Gedanken auf „Evangelisation“ ausgerichtet hast – das nenne ich einen Sprinkle-Moment. Unerwartet, aber willkommen. Und versprochen: Ich habe ab jetzt immer etwas Weiterführendes in meiner Handtasche, wenn ich aus dem Haus gehe.
Lasst uns unsere Augen aufmachen, um die Menschen zu sehen, die in Not sind. Die Menschen, die manchmal sogar dringender Hoffnung brauchen als wir selbst. Das Schöne ist, wenn wir diesen Menschen Hoffnung schenken, dann wird auch die Hoffnung in uns wieder größer! Durftet ihr das auch schon erleben?
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