Im „Offenen Wohnzimmer“ begegnen sich Jung und Alt, Fremde werden zu Freunden, und Glaube wird alltagsnah gelebt. Mit kreativen Aktionen, offenen Gesprächen und viel Herzblut entsteht hier eine Gemeinschaft, die Hoffnung und Liebe in die Stadt trägt. Ein inspirierender Bericht von Angela und Philipp Pfeiffer darüber, was möglich ist, wenn man Gott Raum zum Wirken gibt.
Die Ladentür öffnet sich und ein Mann schaut vorsichtig herein. „Ich wollte eigentlich wieder einmal meine Haare schneiden lassen, aber ich sehe schon – der Friseursalon ist weg.“ Noch immer, nach einem halben Jahr unseres Offenen Wohnzimmers fragen Vorbeigehende nach dem Salon, der sich einmal in unseren Räumen befunden hatte. Manches erinnert noch daran. In den Räumen hängt ein leichter Geruch nach Shampoos und Färbemitteln, die Tür des kleinen Schaltkastens zierte bis vor kurzem noch ein Modellfoto für Haarschnitte und auf einem erhöhten Teil des Fußbodens kann man den Wasseranschluss für ein Waschbecken theoretisch noch reaktivieren. Wir haben ihn erst einmal mit einem verkleideten Karton überdeckt.
Ich sitze manchmal auf der Couch in unserem Offenen Wohnzimmer und staune, was Gott in so kurzer Zeit ins Leben gerufen hat.
Mitte letzten Jahres waren mein Mann und ich auf der Suche nach Büroräumen und bekamen Räumlichkeiten mitten in Neustadt angeboten. Neustadt ist ein Teil der Doppelstadt Titisee-Neustadt im Regierungsbezirk Freiburg i. Brsg. und die Einwohnerschaft umfasste Stand 2023 fast 12.400 Einwohner. Als wir die Büroräume besichtigten, stellten sie sich als Teil eines alten Friseursalons heraus, vom eigentlichen Salon nur getrennt durch einen schmalen Flur. Eine innere Waschmaschine gefüllt mit Träumen, Ideen und Fragen setzte sich in unseren Köpfen in Gang, als uns der Vermieter auch den Salon zur Miete anbot. Im Oktober mieteten wir ihn schließlich an. Auf die Frage, was unsere Beweggründe waren, antworten wir oft: „Manche Menschen kaufen sich eine Segeljacht, andere machen Weltreisen, wir mieten einen Friseursalon als Ort der Begegnung an.“ So witzig das klingen mag, seit einem halben Jahr füllt sich das Offene Wohnzimmer mit immer mehr Menschen.
Wir leben in einer Zeit, die unbestreitbar immer schwieriger wird. Menschen suchen zum einen nach Halt und Orientierung und zum anderen nach Gemeinschaft. Beides versuchen wir mit unserem Offenen Wohnzimmer als Ort der Begegnung zu bieten. Schon kurz nachdem wir diesen Raum angemietet hatten, wurden uns Möbel leihweise überlassen. So ist ein Teil tatsächlich als Wohnzimmer eingerichtet mit Couch, gepolsterten Stühlen und einem bequemen Sessel, einem Couchtisch und einem Fernseher. Der größere Teil ist als Seminarraum gestaltet mit Tischen und Stühlen. Mittlerweile steht auch ein Keyboard darin.
Was uns ein wenig herausfordert sind zwei große Schaufenster. Als völlig Ahnungslose, was die Gestaltung derselben angeht, sehen sie zugegebenermaßen ziemlich unkonventionell aus. Aber sie füllen sich von alleine, Dekoartikel im eigenen Keller machen´s möglich. Der Raum kann kostenfrei und nur gegen einen kleinen freiwilligen Beitrag zu den Energiekosten von Menschen zu eigenen Zwecken genutzt werden. Mittlerweile findet sich einmal im Monat eine Gitarrengruppe ein und spielen alte Schlager. Einmal in der Woche trifft sich ein Glaubenskurs und Anfragen eines Vereins und einer Theatergruppe sind ebenfalls schon eingegangen. Unser ureigenstes Anliegen ist es, dass Menschen aus verschiedenen Kulturen, Religionen, Ethnien und Hintergründen miteinander in einen Austausch, in Beziehung kommen, sich gegenseitig kennenlernen und voneinander lernen und profitieren können.
Wir wollen auf diese Art die Liebe Jesu zu allen Menschen leben und weitergeben. Das Offene Wohnzimmer soll dazu dienen, das, was Jesus uns vorgelebt hat, im Alltag umzusetzen: Glaube, Hoffnung, Liebe in Gesprächen und gemeinsamen Aktivitäten, in Workshops und Gebetsstunden, in Vorträgen und nicht zuletzt im Zuhören und Wahrnehmen.
Die Stadt Neustadt wird dieses Jahr 750 Jahre alt. Wir sammeln aus diesem Grund 750 gute Wünsche. Zu diesem Zweck haben wir kleine Karten und Plakate drucken lassen. Auf die Karten, die auch in manchen Geschäften ausliegen, können Menschen ihre Wünsche für die Stadt aufschreiben und diese werden dann von uns im Schaufenster ausgestellt.
Ende Juli endet diese Aktion mit einem offiziellen Schlussakt. Was mit den Kärtchen dann geschieht, ist noch ein wenig unklar. Unsere Hoffnung ist, dass sich Bürgermeister und Gemeinderat dafür interessieren. Auch in den Medien stößt unsere Aktion und das Offene Wohnzimmer mittlerweile auf Interesse. Artikel in 3 Zeitungen und ein Termin für Fernsehaufnahmen zeigen, dass wir damit auf einer guten Spur sind.
Diese Spur gilt es zu verfolgen. In vielen Städten und Gemeinden gibt es derzeit Leerstände. Eins unserer Anliegen ist es immer, Christen aus verschiedenen Gemeinden und Glaubenshintergründen zusammenzubringen. Manchmal gelingt es eben nur gemeinsam, über einen gemeindlichen Tellerrand hinweg, ein solches Projekt auf die Beine zu stellen. Auch hier in Titisee-Neustadt pflegen wir solche übergemeindlichen Kontakte und die Zusammenarbeit ist sehr bereichernd! Dabei steht die Versöhnung als Ziel im Vordergrund.
Das Offene Wohnzimmer ist eine private Initiative zweier Menschen. Es macht einfach Freude, Gott beim Gestalten zuzusehen und mit Menschen unterschiedlicher Couleur zusammenzukommen und mit ihnen gemeinsam unsere Stadt zu gestalten. Unser Motto dabei ist: „Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum Herrn.“ aus Jeremia 29.
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