Manchmal tragen Menschen Sorgen mit sich herum, für die sie keinen Platz finden. In unserer Gemeinde haben wir im vergangenen Jahr während der Fastenzeit solch einen Platz geschaffen – und erlebt, wie eine einfache Geste Menschen helfen kann, ihre Last bei Gott abzugeben.
Die Fastenzeit ist in unserer Gesellschaft kaum ein Thema. Wenn, dann geht es häufig nur um das Fasten von Schokolade und Co., um schlanker und gesünder zu werden. Doch gleichzeitig sind die (persönlichen) Krisen und Probleme so groß und präsent wie selten - und viele Menschen sprechen offen darüber, wie belastend sie all das finden.
Diese Offenheit - und Not - haben wir im vergangenen Jahr in unserer Gemeinde zum Anlass genommen, einen Raum zu schaffen, wo Menschen ihre Sorgen und Belastungen ablegen können. Deshalb haben wir unsere Kirche während der Passionszeit jeden Abend für zwei Stunden geöffnet – einen Raum der Stille geschaffen, in dem jeder willkommen war.
Im Zentrum der Kirche stand ein großes Holzkreuz. Vor ihm lagen kleinere und größere Steine, die als Symbol für das dienten, was Menschen belastet. Besucher konnten einen dieser Steine nehmen und ihn bewusst vor das Kreuz legen – als Zeichen dafür, dass sie ihre Sorgen, Ängste oder Schuld bei Jesus abgeben. Für das, was sie konkret benennen wollten, standen kleine Zettel bereit. Wer mochte, konnte dort seine Gedanken aufschreiben und die Zettel durch einen Schlitz wie bei einem Briefkasten in eine Kiste legen. Dieser "Briefkasten von Gott" war verschlossen. Niemand konnte die Briefe der Menschen lesen – sie waren allein zwischen dem Schreibenden und Gott.
Manchmal kamen an einem Abend nur wenige Menschen, manchmal niemand. Doch am Ende der Osterzeit lagen viele Steine vor dem Kreuz – ein eindrückliches Zeichen dafür, wie viele Menschen diese Möglichkeit genutzt hatten, um ihre Last symbolisch loszulassen.
Zusätzlich gab es die Möglichkeit, Gebetsanliegen in einen separaten Korb dazulassen. Mit dem Angebot, dass wir als Gemeinde diese Sorgen mittragen und für die Anliegen beten. Viele Menschen nahmen diese Einladung dankbar an und wir beteten für viele Anliegen.
Beim Verlassen der Kirche konnten sich die Besucher einen ermutigenden Bibelvers mitnehmen oder das lebenslust Special Ostern, das wir kostenlos auslegten. Die Bibelverse und das kleine Magazin sollten die Menschen auch nach ihrem Besuch in unserer Kirche begleiten und ermutigen. Außerdem luden Flyer zu unserem Ostergottesdienst ein – und wir waren selbst überrascht, wie viele Menschen aufgrund unserer kleinen Aktion am Ostersonntag tatsächlich kamen.
Mit einem Mann kam ich nach dem Ostergottesdienst ins Gespräch und er erzählte mir, dass er vor einem Jahr seine Frau verloren hatte. Ihr Tod hatte ihn schwer getroffen. Besonders, weil sie sehr überraschend verstorben und ihre Ehe gerade in einer schwierigen Phase gewesen war. Dieser Umstand belastete den Mann schwer, denn er wusste nicht, wie und mit wem er darüber reden sollte. Auf einem Abendspaziergang war er dann an unserer Kirche vorbeigekommen und nutzte die Gelegenheit, die Last wenigstens Gott zu erzählen, wie er es formulierte. Und von dem Moment an wurde es für den Mann tatsächlich leichter. Er trauerte weiter um seine Frau, doch er hatte das Gefühl, dass er mehr loslassen konnte - gerade seine eigenen Schuldgefühle. Und so beschloss dieser Mann, auch am Ostersonntag in die Kirche zu gehen und mehr über diesen Gott zu erfahren, der ihm an diesem Abend während der Fastenzeit seinen persönlichen Stein abgenommen hat.
Diese offene Kirche war ein Experiment – und ein voller Segen. Selbst an Abenden, an denen niemand kam, stand das Kreuz bereit, der Raum war geöffnet, und die Einladung galt. Am Ende der Passionszeit waren wir bewegt von dem, was geschehen war. Menschen hatten Lasten abgelegt, Hoffnung geschöpft und Begegnungen mit Gott erlebt.
Deshalb möchten wir auch in diesem Jahr wieder dazu einladen: Die Kirche steht offen, das Kreuz wartet. Wer eine Last trägt, darf sie bringen – und mit neuer Hoffnung weitergehen.
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