Christian Mauersberger

Christian Mauersberger: „Fußball ist ein Türöffner“

Christliche Fußballer vernetzen sich, um das Evangelium zu verbreiten. Sie erzählen von ihren eigenen Glaubenserfahrungen und wie sie in ihrem Alltag als Fußballer ihren Glauben sichtbar leben.

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Teensmag gibt es passend zur Europameisterschaft ein EM-Special mit einem Interview mit dem Stuttgarter Kickers Profi Christian Mauersberger. Als Teensmag-Redakteur Tobias Hambuch mit ihm spricht, erholt sich Christian gerade von einem Infekt.

Wie fit bist du aktuell?

Christian: Ich bin froh, endlich wieder am Training teilzunehmen und dankbar für die medizinische Versorgung in den letzten Tagen. Ein Arzt hat nochmal gecheckt, ob mit Herz und Lunge alles in Ordnung ist. Das war wichtig. Denn gerade im Leistungssport fangen die meisten zu früh wieder an zu trainieren, weil man sich nicht die nötige Pause nimmt. Weil man ehrgeizig ist und möglichst schnell zurück auf dem Platz sein will. Das ist ok, aber nicht so gut für den Körper.

Hattest du schon mal eine schwere Verletzung, wegen der du monatelang raus warst?

Ja, tatsächlich in der U 19-Nationalmannschaft bei meinem letzten Länderspiel gegen Frankreich. Da habe ich mir das Syndesmoseband gerissen und war danach einige Monate raus. Das war schon eine lange Leidenszeit und hat mir gezeigt, wie nah Glück und Pech beisammen liegen können. Denn zehn Minuten vor der Verletzung habe ich mein erstes Länderspieltor für Deutschland gemacht und mich riesig gefreut. Danach habe ich es nie wieder zurück ins Nationalteam geschafft.

Wie ging es dir in der Zeit – besonders mental?

Ich habe mir schon viele Gedanken gemacht. Es gab im Lauf der Reha auch immer wieder Rückschläge, was aber normal ist. Und irgendwie war es auch eine coole Zeit, weil ich mir mal Gedanken über andere Dinge als Fußball machen konnte. Solche Phasen haben mich auch dazu gebracht, mich überhaupt mit dem christlichen Glauben auseinanderzusetzen.

Ich habe zu Jesus gefunden, weil ich gemerkt hab, dass Fußball zwar eine richtig schöne Nebensache ist, aber dass es noch etwas Wichtigeres geben muss, das mich dauerhaft erfüllt.

Bist du also während deiner Verletzungszeit zum Glauben gekommen?

Es gab mehrere Faktoren. Einerseits Verletzungen, aber auch Süchte wie Spielsucht und Nikotin, mit denen ich zu kämpfen hatte, und Schicksalsschläge in der Familie, durch die ich gemerkt habe, dass sich zu viel nur um Fußball dreht. Mein Papa hatte eine Krebserkrankung, meine Schwester wäre damals fast an Morbus Crohn gestorben. Da habe ich viel hinterfragt. In meinem Leben gab es bis dahin oft nur das Funktionieren, den Leistungsdruck – dann habe ich angefangen zu beten, mich nach Gott auszustrecken. Es hat ein paar Jährchen gedauert. Doch dann bin ich erstmal aus dem Fußballgeschäft ausgestiegen.

Warum das?

Ich bin in einer Freikirche am Bodensee zum Glauben gekommen, habe dort ein Praktikum gemacht, das »Jahr deines Lebens «. Dort habe ich viel reflektiert und gemerkt, dass mich der Fußball immer wieder von Gott abgelenkt hat. Fußball war mein Leben, meine ganze Identität, ich habe dem alles untergeordnet. Die Familie und der Glaube kamen erst danach. Aber so hat es nicht gut funktioniert. Am Bodensee habe ich dann die Prioritäten getauscht und ein Jahr Pause vom Fußball gemacht. Mir war schon klar, dass das das Ende meiner Karriere bedeuten kann. Es kam aber anders. Wie die letzten Jahre dann gelaufen sind, war für mich persönlich ein absolutes Fußball-Wunder. Ich habe in der Verbandsliga wieder angefangen zu kicken und kann jetzt mit Ende 20 nochmal bei einem Traditionsverein, den Stuttgarter Kickers, Regionalliga spielen. Das genieße ich sehr. Ich habe heute auch mehr Freude als mit Anfang 20. Früher habe ich viel Druck gespürt, wenn ich vor fünf- bis zehntausend Leuten gespielt habe. Da ging es nur um meine Leistung, darüber wurde ich auch von außen definiert. Es ging nicht darum, wie es mir wirklich geht.

Was hilft dir heute bei der Vorbereitung auf das nächste Spiel?

Gebet, um Kraft zu tanken. Ich nehme auch andere Leute mit rein, die für mich beten. Trotzdem bleibt der sportliche Ehrgeiz. Ich will Spiele gewinnen, ganz vorne in der Tabelle stehen. Und weiß doch, dass es etwas Wichtigeres im Leben gibt und dass Niederlagen dazugehören. Ich glaube an einen Gott, der keine Unterschiede macht, was Leistung angeht. Egal, ob ich in der Champions League oder in der Kreisklasse spiele. Bei ihm müssen wir nicht performen. Manche Menschen gehen daran kaputt, allen Ansprüchen gerecht zu werden. Ich bin dankbar, dass bei Gott andere Maßstäbe zählen.

Gibt es einen Bibelvers, der dich auf deinem Weg ermutigt?

Kurz vor dem Spiel lese ich in der Kabine in Epheser 6 über die Waffenrüstung Gottes. Da schaut dann der ein oder andere Spieler auch mit rein. Außerdem begleitet mich der Vers »Lass dir an meiner Gnade genügen« (2. Korinther 12,9). Und Paulus Worte im Philipperbrief: »Alles andere erscheint mir wertlos, verglichen mit dem unschätzbaren Gewinn, Jesus Christus, meinen Herrn, zu kennen« (Philipper 3,8). Das kann ich voll unterschreiben. Ich habe schöne Momente gesammelt. Es war ein Riesenprivileg mit Kimmich, Gnabry und Goretzka auf dem Platz zu stehen, den Adler auf der Brust zu tragen. Aber am Ende ist das nichts im Vergleich dazu, mit Jesus unterwegs zu sein und seinen Frieden im Herzen zu haben.

Du bist bei »Fussball mit Vision« aktiv. Was ist das genau?

Wir sind christliche Fußballer, die das gleiche Anliegen haben und die gleichen Struggles. Wir connecten und ermutigen uns und wollen das Evangelium verbreiten. Ich bin vor zwei, drei Jahren dazugestoßen und es hat mir extrem geholfen zu merken, dass es andere Christen in dem Geschäft gibt. Jetzt steht die Europameisterschaft in Deutschland vor der Tür. Das ist eine Riesenchance. Fußball ist so ein Türöffner, weil sich so viele dafür interessieren. Deshalb veröffentlichen wir zum Beispiel Videos, in denen wir erzählen, wie Jesus unser Leben verändert hat. Die kann man dann in der Halbzeitpause beim Public Viewing in der Gemeinde zeigen. Wir sprechen dabei auch die andere Seite der Medaille an, machen klar, dass man als Fußballspieler auch Probleme haben kann, wenn man zu Hause allein im Zimmer sitzt.

Bist du in EM-Stimmung?

Ja, Deutschland hat sehr interessante Spieler mit dabei. Chris Führich zum Beispiel, den ich persönlich kenne und der ja bei seinem Torjubel auch seinen Glauben zeigt. Ich werde in Stuttgart beim Spiel gegen Ungarn im Stadion sein und hab richtig Bock, auch auf all die Fans kleinerer Fußball-Nationen, die ihre Kultur bei uns zelebrieren.

Wer wird Europameister?

Da muss ich Deutschland sagen, das wünsche ich mir sehr.

Wie geht’s dir aktuell bei deinem Verein, den Stuttgarter Kickers?

Ich fühl mich pudelwohl, es sind richtig viele coole Charaktere in der Mannschaft, aber auch im ganzen Verein. Das ist ein richtig familiäres Umfeld hier.

 

Das Interview erschien zunächst in der Ausgabe 4/24 der christlichen Teenager-Zeitschrift Teensmag. Das Magazin behandelt fröhlich und authentisch Lebensfragen, die junge Menschen in ihrem (Glaubens-)Alltag beschäftigen. Es eignet sich besonders gut auch für junge Menschen, die beim Thema Glauben (noch) auf der Suche nach Gott sind. 

 

Foto Christian Mauersberger: (c) Fußball mit Vision

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